* 1. April 1924
† 24. Januar 2007
von Rainer Peters
Essay
An der Badischen Hochschule für Musik in Karlsruhe war 1946–49 Günther Beckers wichtigster Lehrer der Kapellmeister, Musiktheoretiker und Universalgeist Gerhard Nestler. Nestler war über Goethes Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser promoviert worden und vertrat ein humanistisches, an der abendländischen Antike orientiertes Bildungsideal; zu seinen dringlichsten Musikthemen gehörte der „Fall Hindemith“. Von dessen „Unterweisung im Tonsatz“ waren Beckers kompositorische Hausarbeiten deutlich beeinflusst, aber auch von Stravinskijs Klassizismus.
Beckers französisches Erbteil ließ ihm damals die französische Besatzung im deutschen Südwesten als nicht gar so unerfreulich erscheinen. Er war häufig Gast im Karlsruher Französischen Kulturinstitut, hatte dort vor allem Kontakte zu Studenten der Kunstakademie. Die Freundschaft mit Künstlern – darunter einige, die wenig später in Paris bei Fernand Léger weiterstudierten – war durchaus ein Omen für einen Komponisten, dem der Parameter Klangfarbe wichtig werden sollte, der sich mehrfach von Werken der bildenden Kunst anregen ließ und später von sich sagte: „Mein Gestaltungsprinzip ist plastisch.“ (Im Übrigen hat Becker der Berliner Journalistin Ursula Stürzbecher in einem ihrer „Werkstattgespräche mit Komponisten“ die Auskunft erteilt, er habe sich, vor jeglichem Musikstudium, „ernsthaft mit dem Gedanken“ getragen, „Malerei zu studieren“, vgl. Stürzbecher 1973 [1971], 80.)
Da ...